US-Chinaexpertin: Druck Chinas dürfte nach Wahl steigen

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China-Expertin Bonnie Glaser
China-Expertin Bonnie Glaser

Peking dürfte nach der Wiederwahl von Präsidentin Tsai Ing-wen (蔡英文) seine härtere Gangart gegenüber Taiwan fortführen. Der Einsatz von militärischer Gewalt sei aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt unwahrscheinlich, teilte die US-Gelehrte Bonnie Glaser am gestrigen Montag mit.

Allerdings dürfte Chinas Präsident Xi Jinping (習近平) nach dem Rekordwahlsieg von 8,2 Mio. Stimmen für Präsidentin Tsai eher stärker als sanfter auftreten, sagte die als Direktorin am Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) tätige Chinaexpertin Glaser.

China verfüge über zunehmende Werkzeuge, seinen militärischen und wirtschaftlichen Druck auf Taiwan zu erhöhen. Ferner rechnet die US-Expertin mit einem anhaltenden Abwerben diplomatischer Verbündeter von Taiwan. Dies könnte möglicherweise bereits in Kürze stattfinden, sagte Glaser unter Hinweis auf die Reise von Taiwans Außenminister nach Guatemala. In der ersten Amtsperiode von Präsidentin Tsai wurden sieben ehemalige Verbündete abgeworben.

Wirtschaftlicher Druck seitens China sei bisher, abgesehen von der rückläufigen Zahl chinesischer Touristen, relativ zurückhaltend ausgeübt worden. Aufschlussreich wäre die Reaktion Chinas im Falle eines Freihandelabkommens zwischen Taiwan und den USA.

Sie gehe davon aus, dass Chinas Präsident Xi weiterhin sowohl die Möglichkeit einer friedlichen Entwicklung in der Taiwanstraße sehe als auch das Ziel einer friedlichen Vereinigung für erreichbar halte.

Glaser machte ihre Aussagen auf einem Seminar anlässlich der zukünftigen Ausrichtung der Taiwanstraßenbeziehungen und der US-Taiwanbeziehungen nach den Wahlen vom Samstag. Das Seminar wurde von den in Washington ansässigen Denkfabriken „Heritage Foundation“ und dem „Global Taiwan Institute“ abgehalten.